Vereinsgründung im ganzen Reich

 

Zum Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts entstanden zwar weiter Kameradschaften, doch erfuhr das in dieser Zeit noch in seinen aller ersten Anfängen steckende Kriegervereinswesen erst nach den Befreiungskriegen 1812/13 einen gewissen Aufschwung. Dies geschah vor allem nach 1840 in Preußen, das als erster Staat die allgemeine Wehrpflicht einführte. Besonders zahlreich entstanden hier soldatische Vereinigungen in den Provinzen Pommern, Brandenburg, Sachsen und Schlesien. Nach und nach, mit Einführung der Wehrpflicht, folgten auch die anderen Länder dem preußischen Beispiel. Die Bedeutung dieser Kriegervereine, die sich nur aus ehemaligen Kriegsteilnehmern zusammensetzten, und ihre Hauptaufgabe: "ihre verstorbenen Kameraden mit militärischen Ehren zu bestatten", unterstreicht die Tatsache, dass sie in Preußen am 22. Februar 1842 durch "Allerhöchste Kabinettsorder" des damaligen Königs Friedrich Wilhelm IV. gesetzlich anerkannt und offiziell zur nationalen Organisation erklärt wurden. Trotz rechtlicher und gesetzlicher Sanktionierung konnte aber von einem Zusammenschluss der sich nach und nach gründenden Kriegervereine, die sich vielerorts "Militär-Begräbnisverein" nannten und die oft schon über ein Unterstützungs- und Sterbekassenwesen verfügten, zu einen Verband noch keine Rede sein. Erst im Revolutionsjahr 1848, als dem Staat Gefahr drohte, wurden die ersten Wünsche nach Zusammengehörigkeit und einer Vereinheitlichung der sozialen Einrichtungen zum Zwecke einer wirkungsvolleren Hilfe laut und es kam verschiedentlich innerhalb der Provinzen zu meist losen Zusammenschlüssen, die vielfach Wiederkehr ruhiger Verhältnisse ins Wanken gerieten und sich wieder auflösten. Nur einige, unter ihnen Vereine aus der Provinz Westfalen und aus Bayern, blieben bestehen.

Einen ganz neuen und bedeutsamen Aufschwung erfuhren diese Zusammenschlüsse durch die Kriege 1864/65 und 1870/71. Nunmehr entstanden eine Bewegung, die sich über das ganze Reich ausbreitete, im Volke festen Fuß fasste und aus den einzelnen Vereinigungen ein deutsches Kriegervereinswesen mit großen nationalen Aufgaben werden ließ. Die in dieser Zeit neu entstandenen Vereine unterschieden sich von den früheren vor allem dadurch, dass sie die Mitgliedschaft nicht nur auf Frontkämpfer beschränkten, sondern jeden jungen Deutschen, der eine Dienstzeit in Ehren absolviert hatte, aufnahmen.

Jetzt wurde auch zum ersten Male der Ruf nach Vereinigung aller deutschen Kriegervereine laut, aber es dauert fast 30 Jahre, bis dieses Ziel erreicht wurde. Der lange Weg führte durch unendlich viele Irrungen, Streitigkeiten und Hader.

Mit 40 Vereinen begann der "Deutscher Kriegerbund" im Frühjahr 1872 die Verbandsbildung der deutschen Kriegervereine. Die geringe Zahl der beigetretenen Vereine zeigt, dass die Zusammenfassung aller bestehenden Kriegervereine nicht gelang. Als es an die Erarbeitung der Statuten ging, fürchteten viele Eigenständigkeit zu verlieren und schlossen sich aus. Entsprechend der föderativen Grundlage des Reiches befahlen dann die einzelnen deutschen Landesherren und Bundesfürsten die Errichtung eigener, bundesstaatlich begrenzter Landesverbände, die dem Ziel des Deutschen Kriegerbundes, einen "Reichskriegerverband" zu schaffen, beharrlich entgegenwirkten. Erst nach dem Tode Kaiser Wilhelms I. gelang die Einigung. 

Quelle: Broschüre Kyffhäuserbund e.V. -ein Volksbund- ( Geschichte, Leitsätze, der Kyffhäuserbund heute)